Ich melde mich zurück!

Do, 17.6.2021

Peter Sax, Patrick Linhart, Günther Schmid, Günther Schmidt (ja, der heißt ähnlich wie ich)

Liebe Leute, nach über einem Jahr melde auch ich mich mal wieder zu Wort.
Wie ihr euch sicher denken könnt, war ich durch die Corona-Krise voll betroffen und war dann leider etwas schleißig mit Einträgen auf meiner Homepage. Ich habe zwar immer wieder mal daran gedacht, euch etwas mitzuteilen, mir fehlte jedoch leider sehr die Motivation, einen Text zu schreiben, der mich runterzieht. Ihr werdet am Ende des Blogs verstehen, was ich meine. Es folgt absoluter Realtalk – wer keinen Bock drauf hat, bitte einfach beim nächsten Blog-Eintrag wieder vorbeischauen.

Am 13.3.2019 hatte ich meinen letzten Gig als DJ, danach kam der erste Lockdown. Zuerst bin ich noch ruhig geblieben, weil wir alle dachten, dass es in 2-3 Wochen wieder normal weitergehen wird. Doch die Einschränkungen wurden, wie ihr alle wisst, immer schärfer und härter. Hilfen vom Staat gab es, und ich mache auch kein Geheimnis draus, aber dazu etwas später mehr.

Wie habe ich also die ersten Wochen verbracht?
Ich gebe zu, die ersten paar Wochen waren sogar richtig angenehm. Es passiert nämlich nicht oft, dass ich abends am Wochenende Zeit habe, um etwas mit Freunden zu unternehmen oder einfach mal faul auf der Couch zu liegen und Chips und Schokolade vorm Fernseher zu verputzen.
Nachdem die ersten paar Wochen rum waren, wurde die angenehme Abwechslung schon unangenehm. Es war einfach seltsam, auf die Uhr zu sehen, zu wissen, dass man unter normalen Umständen gerade seiner Berufung nachgehen würde, aber nun zuhause sitzt und untätig ist. Das war der Beginn einer sehr schlimmen und lange andauernden Depri-Phase.

Die Depri-Phase:
Manche von euch wissen, dass ich nicht nur Liebe zur Musik, sondern auch Liebe zum Karate habe, und auch das wurde mir durch Corona mit einem Schlag genommen. Ich lade auch immer wieder gerne Leute zum Abendessen ein, was leider auch nicht mehr schlau war und dadurch ausblieb. Ich habe also mit einem Schlag, von einen Tag auf den anderen, ungefähr zwei Drittel der Dinge, die mich glücklich machen, verloren. Und das ist das, was die wenigsten verstehen. Ich war nicht von einen Tag auf den anderen arbeitslos und hatte ein chilliges Leben durch die Förderungen, die wir „Künstler“ (ich mag es nicht, mich so zu bezeichnen) bekamen. Ich hab verdammt nochmal alles, was mir Spaß machte, verloren! Im Gegensatz zu einigen anderen Menschen LIEBE ich meinen Job nämlich. Ich mache den Job nicht nur wegen des Geldes, nein, er erfüllt mich mit Glück! Ich unterhalte einfach gerne Leute mit Musik und stehe auch gerne im Mittelpunkt. Die meisten haben mich gefragt, ob ich finanziell eh über die Runden komme – dazu aber mehr im nächsten Absatz. Jedoch kann ich echt sagen, dass die finanziellen Sorgen das geringste Übel waren. Die psychischen Probleme, die man bekommt, wenn man seiner Berufung nicht mehr nachgehen kann…. DAS WAR DIE HERAUSFORDERUNG!

Finanzielle Unterstützung vom Staat
Vorab möchte ich sagen, dass ich natürlich sehr dankbar über die Unterstützung vom Staat bin, und mich in keinster Weise über dieses Geschenk beschweren möchte. Ich schildere im folgenden nur die Probleme, die sich ergaben. Außerdem darf ich durchaus als steuerzahlender Unterstützer unseres Systems Förderungen aus dem selbigen erwarten.

Ich habe die ganze Zeit über Förderungen aus dem sogenannten „Härtefallfonds“ bezogen. Um diesen zu beantragen, musste man viele Angaben zu seinen Einnahmen machen und eidesstattlich erklären, dass die Angaben korrekt sind und dann warten. Aus diesen Angaben (welche natürlich über den Steuerausgleich geprüft wurden) wurde dann berechnet, wie viel Geld einem zusteht. Und was soll ich euch sagen? Ich habe einen Monat nach Stellung des Antrags – haltet euch fest – 500€ bekommen. Und da war ich wohl nicht der Einzige, denn der Aufschrei der Betroffenen war riesengroß. Nachträglich habe ich dann nochmal 500€ bekommen und von da an jeden Monat 1000€. Aber glaubt nicht, dass man das Geld pünktlich bekommen hat. Lasst mich etwas mehr ins Detail gehen und euch alles erklären: Man konnte immer am 16. des Monats für das vergangene Monat das Geld beantragen. Nach Stellung des Antrags vergingen einmal zwei, drei, manchmal auch vier Wochen… Dann kam eine Email, in der stand, dass die Förderung genehmigt wurde. Dann vergingen wieder ein bis zwei Wochen und man hatte das Geld am Konto. Ganz ehrlich: Hätte ich über die Jahre keine Rücklagen aufgebaut, hätte ich meine Miete oft nicht bezahlen können, weil das so lange gedauert hat – von Versicherungen, Auto und Essen ist noch gar nicht die Rede. Was die meisten nicht wissen, ist, dass wir selbständige unsere Krankenversicherung selbst übernehmen müssen. Damit ihr euch das ungefähr vorstellen könnt, bei mir sind das um die 2000€ im Quartal.
Am meisten haben mich dann die Menschen geärgert, die in den sozialen Medien dann unter die Aufschreie der DJs kommentierten: „Hättest was g’scheites glernt. Ich hakl jeden Tag 10h, 5 Tage die Woche“
Klassischer Fehlschluss. Die Leute glauben oft, dass wir DJs nur zwei Tage die Woche überbezahlt arbeiten und den Rest der Woche ein chilliges Leben haben – ihr glaubt gar nicht, was da sonst noch alles an Vorbereitung, Terminvereinbarung, Buchhaltung, Planung, Präsenz in sozialen Medien usw. drin steckt. Alleine das Verfassen dieses Beitrags, den du gerade liest – ich sitze nun schon eine Stunde dran, und habe ihn noch nicht Korrektur gelesen oder überarbeitet.

Wie habe ich die restliche Zeit verbracht?
Im September habe ich es nicht mehr ausgehalten, jedes Monat aufs Neue um die Förderungen zu betteln, sich nutzlos zu fühlen und wollte mir einen Job als Angestellter suchen. Aber wisst ihr was? Sobald ich arbeiten gehe, bekomme ich keine Unterstützung mehr vom Staat. Also blieb mir leider nichts anderes übrig, als maximal geringfügig angestellt zu sein. So habe ich also ab September beim Samariterbund als Corona-Tester begonnen und das bin ich heute noch. Wer mich treffen will, findet mich meistens samstags in der Teststraße auf der Floridsdorfer Brücke.
Vielleicht haben ein paar von euch auch mein Projekt, welches ich gemeinsam mit DJ Ricky begonnen habe, mitbekommen. Wir haben voriges Jahr im ersten Lockdown unsere erste Single veröffentlicht – wir haben für uns das Pesudonym „Rein & Hard“ gewählt und der Song heißt Mexico. Die Produktion inkl. Musikvideo war richtig teuer (im fünfstelligen Bereich) und das war auch unser Lehrgeld. Mein Rat an alle Musiker, die dies hier lesen: Bringt keinen Song am Anfang einer Pandemie raus!
Ansonsten habe ich zuhause sehr viel musiziert und gesungen, was meine Nachbarn sicher gefreut hat 😀
Ab und zu hat man mich in Livestreams gesehen, welche ich umsonst gemacht habe – einfach für die Leute.

Neue Gewässer
Über die Livestreams habe ich einige neue Leute kennengelernt, mit denen künftige Kooperationen entstehen werden: Peter Sax – ein Saxophonist, Sänger und Entertainer aus Hollabrunn und Patrick Linhart von Ö4TV, welcher sich gut mit Video und co. auskennt.
Einige haben es mitbekommen, andere nicht – ich habe einer weiteren Passion von mir mehr Aufmerksamkeit geschenkt – dem Singen. Ich durfte bei Peter Sax einsingen und demnächst wird unsere erste Single veröffentlicht: eine weitere Version des Hits „Wellerman“.

Zielgerade?
Nun, manche murmeln, ein Ende sei in Sicht. Ich bin durch meinen Job als Tester schon seit Februar durchgeimpft und der Impffortschritt schreitet ja auch voran. Ich traue dem Braten noch nicht ganz. Ich habe zwar schon erste Booking-Anfragen für das nächste Quartal, jedoch alle nur mit Vorbehalt, weil keiner einschätzen kann, wie es mit der Pandemie weitergeht. Ich wünsche mir natürlich nichts sehnlicher, als mit euch schon ab Juli wie früher zu feiern, aber ich halte es noch für unrealistisch. Ich will mich einfach nicht zu viel freuen, und dann enttäuscht werden. Falls es jedoch wirklich bald losgeht, weiß ich gar nicht, ob ich noch so lange munter bleiben kann 😀

So. Ich glaube, das war mal genug für heute. Ich wünsche euch eine wunderschöne restliche Woche, mögen all eure Wünsche in Erfüllung gehen!

Günther

Günther am Weg zur Volksoper

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